
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10. Juli 2020
In Westafrika berauschen sich viele Menschen illegal an Schmerzmitteln, die zum medizinischen Standard gehören. Eine strengere Kontrolle kann für Kranke schwere Konsequenzen haben.
Nachdem Ayao sich für ein T-Shirt mit buntem Aufdruck, weiße Hosen und gefälschte Kappa-Sandalen entschieden hat, zieht er einen Kamm durch seine kurzen Locken und verzerrt dabei vor Schmerz sein Gesicht. Schnell fischt der 16-Jährige zwei weiße Tramadol-Tabletten aus seiner Hosentasche und steckt sie sich in den Mund. „Wenn ich das nehme, kann ich alles schaffen“, sagt er. „Nichts scheint unmöglich.“ Dann verlässt Ayao, der eigentlich anders heißt, das einfache Haus seiner Eltern, das am Stadtrand von Lomé, Togos Hauptstadt, liegt, um zur Arbeit zu gehen. Mit einer Motorradrikscha liefert er Trinkwasser an Geschäfte aus.

Von Ebola lernen
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 5. April 2020
Ein Rückblick nach Liberia, als dort noch Ebola grassierte, zeigt, wie entscheidend der Zusammenhalt in einer Gesellschaft ist, will man Epidemien bekämpfen.
Wir trafen Stanley Juah am 24. November 2014, dem Tag, an dem er als Ebola-Überlebender aus einem Behandlungszentrum im Bezirk Bong in Liberia entlassen wurde. Er saß auf einem Plastikstuhl vor der Absperrung, die Gesunde von Kranken trennte. Er boxte in die Luft, reckte die Fäuste seinem unsichtbaren Feind entgegen: Er hatte das tödliche Virus besiegt. Doch nun musste Stanley sich seiner Vergangenheit stellen; ein Mann, von dem selbst sein bester Freund sagte, er sei stets ein Sturkopf gewesen, der sich nicht um die Meinung anderer scherte. Dann kam das Virus und Stanley glaubte, dass er Ebola genauso austricksen könnte wie die Menschen in seinem Dorf. Wenn sich alle an die Regeln hielten, würde er trotzdem seinen eigenen Weg gehen. Warum sollte das bei Ebola anders sein? Ausgezehrt von der Krankheit streifte Stanleys Blick über das Behandlungszentrum. „Ich kann nicht zurück nach Taylor Town“, stammelte er, „die Leute werden mich umbringen, weil sie mich für die ganzen Toten verantwortlich machen.“
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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Ohne Schlangen droht die Rattenplage. Wer aber im afrikanischen Königreich Eswatini, ehemals Swasiland, gebissen wird, muss um sein Leben bangen. Eine Frau will das nicht hinnehmen – und kämpft mit Haken und Zange.
Thea Litschka-Koen beugt sich über das Krankenhausbett und greift nach der geschwollenen Hand von Qiniso. Während sie die riesige Blase auf dem Handrücken begutachtet, erzählt der 36-jährige Patient: „Ein stechender Schmerz hat mich aufgeweckt, ich habe meine Hand geschüttelt und gespürt, wie etwas zu Boden fiel.“ Qiniso sah Blut zwischen Zeige- und Mittelfinger und vermutete einen Schlangenbiss. Sein Bruder brachte ihn in ein Krankenhaus in Manzini, einer Stadt im kleinen Königreich Eswatini, das zwischen Südafrika und Moçambique liegt und bis April 2018 Swasiland hieß. Zu Hause bei Qiniso fand man tatsächlich eine Moçambique-Speikobra in der Schublade einer Arbeitsbank, es ist eine der giftigsten Schlangen im südlichen Afrika.
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The Lancet/World Report, January 2020
Treatment and prevention of snakebite have long been neglected. One woman’s initiative in eSwatini is making changes. Laura Salm-Reifferscheidt reports from Simunye, eSwatini.

Pferde brachten das Internet nach Tuschetien, in die hinterste Ecke des georgischen Kaukasus. Dort füllt es die Betten der Herbergen, rettet Leben und vertreibt speziell im Winter die Einsamkeit aus den Herzen der Menschen.
With photos by Nyani Quarmyne/Panos Pictures.
Mehr über den Artikel und Terra Mater ist hier zu finden.

Mosaic Science
Weakly regulated painkillers are causing untold damage in West Africa, but stricter controls could have dire consequences for patients. Laura Salm-Reifferscheidt unpicks an opioid crisis even more complex than America’s.
Ayao* is a tall and well-built 15-year-old, and like many his age, he is very particular about his appearance. He wears a white T-shirt with a colourful design on the front, white trousers and Kappa slip-on sandals. He likes to put a lot of effort into grooming his stylishly cut hair. When I meet him at his family’s simple one-storey brick house in Lomé, Togo’s capital, he stands in his room looking into a tiny mirror, wincing as the comb gets stuck.
Ayao works for a company that sells drinking water. He gets up at five to load transport tricycles with heavy bags of water sachets, and then delivers them to shops in the local area. Before starting this morning, he took two white tramadol pills, each with a stated dose of 225 mg.
With photos by Nyani Quarmyne/Panos Pictures.
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The story was also published by The Independent, Scroll India, Courrier International, Mail and Guardian, Bhekisisa and in parts by El País.

The Lancet, World Report, VOLUME 393, ISSUE 10181, APRIL 20, 2019
Years after the west Africa Ebola virus epidemic, Liberia’s health system still carries the burden of the deadly outbreak. Laura Salm-Reifferscheidt reports from Gbarnga, Liberia.
Deutsche Welle Magazin “Weltzeit”, 1/2019
Wo das Internet nicht oder nur schwer zugänglich ist, sind Community Networks eine Lösung. Eine Gemeinde in Südafrika setzt dabei auf Eigeninitiative, ebenso wie entlegene Orte in Kirgisistan, Georgien oder Simbabwe.
Buchbesprechung in Anthropos, Jahrgang 113/2018, Heft 1, Seite 331 – 332
In der internationalen Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde Anthropos habe ich Felix Riedels Buch “Hexenjagd und Aufklärung in Ghana. Von den medialen Inszenierungen des Okkulten zur Realität der Ghettos für Hexenjagdflüchtlinge” besprochen:
Das Werk des Autors Felix Riedel wurde ursprünglich als Doktorarbeit der Philosophie unter dem Titel “Hexenjagd und Aufklärung in Ghana – Eine vergleichende Forschung über Hexereianklagen im Film und in der Realität der Ghettos der Hexenjagdflüchtlinge” verfasst. Der Autor, der sich seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema der modernen Hexenjagd beschäftigt, begibt sich in seinem Buch auf die Suche nach Ursache und Möglichkeiten zur Verhinderung von Hexenjagden.
The Lancet
published 19 May 2018
Away from the headlines, another opioid abuse crisis is hitting Africa. Experts express concern about the rise in non-medical use of the analgesic. Laura Salm-Reifferscheidt reports from Lomé.
It is not yet 10 AM and the sun is beating down on the corrugated iron roof of Lucien’s tiny repair shop in a sandy street of Lomé, the capital of Togo. The 28-year-old is busy fixing a motorbike for one of his customers. When he woke up this morning, he was too weak to fetch water for a shower. So Lucien took three tramadol capsules, a synthetic opioid painkiller. It has been his morning routine for the past 5 years…
To read the full story go to The Lancet!
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