Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 9. Mai 2021

Mit einer Machete schiebt Yaya Chabi Ota trockenes Laub zur Seite und sucht mit seinen Augen aufmerksam den Waldboden ab. Nur vereinzelt bahnen sich Sonnenstrahlen einen Weg durch die dichten Baumkronen, wenig Licht dringt bis nach unten durch in diesem Waldstück im Norden Benins, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Togo entfernt. „Irgendwo hier muss es sein“, sagt der 45-Jährige. Er ist einer von fünf Öko-Guards, die den Wald von Kikélé vor Wilderern und Baumfällern schützen sollen. Sie patrouillieren Tag und Nacht, schlafen auch manchmal unter Bäumen. Chabi Ota, der Hosen in Tarnfarben und feste Stiefel trägt, bleibt stehen, bückt sich und zeigt mit der Machete auf den Boden: „Hier sind die Gräber der Affen!“ …
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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und FAZ.net, 7. Juni 2021

Am 5. Juni 1981 erfuhren Ärzte und Forscher erstmals von einer rätselhaften Krankheit. Zunächst waren es nur wenige Fälle, daraus wurde bald eine Pandemie: Aids. Heute, vierzig Jahre später, gibt es noch immer keinen HIV-Impfstoff. Warum?

Es begann mit einem Pilz. Zwischen Oktober 1980 und Mai 1981 wurden fünf Männer in Los Angeles mit einer gefährlichen Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert, zwei von ihnen starben. Der Erreger: Pneumocystis carinii, ein Pilz, der eigentlich nur für ältere und geschwächte Menschen zum Problem wird. Doch die Männer in Los Angeles waren zwischen 29 und 36 Jahre alt. 

Den ganzen Artikel von Kai Kupferschmidt und mir gibt es auf FAZ.net!

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19. Januar 2021

Wenn im Blut zu viele Sichelzellen schwimmen, ist das Leid groß. Was hilft den Kranken? Eine Reportage aus Lomé, Tunis und Bielefeld. Von Laura Salm-Reifferscheidt (Text) und Nyani Quarmyne (Fotos)

Wenn es Julien gutgeht, tanzt er gerne mit seiner Freundin. Am liebsten den lateinamerikanischen Bachata. Danach gehen sie in ein Restaurant, manchmal ins Kino. Allerdings ging es Julien in den letzten Jahren nur selten gut, und den Weg von der Arztpraxis zur Apotheke in Bielefeld schafft der 27-Jährige nur langsam und leicht gebückt. Als er sein Rezept für ein Schmerzmittel vorlegt, fällt einer Mitarbeiterin auf, dass sie ihn schon lange nicht gesehen hat. „Ich war gerade fünf Wochen im Krankenhaus“, erklärt Julien und zeigt durch das Schaufenster auf ein gesichtsloses Hochhaus. Von dort ist er erst vor zwei Tagen entlassen worden. …

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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Die Geschichte einer Seuche – oder wie Ägypten den Kampf gegen Hepatitis C fast verlor und heute ein Vorbild für andere Länder sein könnte.  

Das Jahr 1962 ist für Raymond Schinazi ein dramatischer Einschnitt und in besonderer Erinnerung geblieben. Als der damals 12-Jährige mit seiner Familie aus den Sommerferien zurückkommt, ist alles anders. Das Haus verschlossen, die Autos verschwunden, die Konten eingefroren, er darf nicht mehr zur Schule. Die Schinazis, die seit Generationen in Alexandria leben, sind wie viele andere jüdische Familien vor ihnen zum Ziel der nationalistischen Politik des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser geworden. Die Schinazis ziehen ins Hotel, harren noch eine Weile in Ägypten aus. 1964 geben sie auf und fliehen auf einem Schiff Richtung Europa. Raymond will noch einmal vom Deck zurückblicken und winken. „Es war Nacht, und ich wollte die Lichter von Alexandria sehen“, erinnert er sich heute. Sein Vater hielt ihn davon ab: „Schau nicht zurück. Es ist vorbei. Ägypten ist vorbei für uns.“ Einige Tage später kommt die Familie in Neapel an. Ihr neues Leben beginnt in einem Flüchtlingslager. Die Geschichte, die Raymond Schinazi ein halbes Jahrhundert später in seine Heimat zurückbringen wird, ist die Geschichte einer Seuche, die droht, ein ganzes Land in die Knie zu zwingen. Es geht um Millionen von Menschenleben und Milliarden Dollar. Im Zentrum: Ein Virus, von dessen Existenz Anfang der Sechziger niemand weiß, Hepatitis C. …

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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10. Juli 2020

In Westafrika berauschen sich viele Menschen illegal an Schmerzmitteln, die zum medizinischen Standard gehören. Eine strengere Kontrolle kann für Kranke schwere Konsequenzen haben.

Nachdem Ayao sich für ein T-Shirt mit buntem Aufdruck, weiße Hosen und gefälschte Kappa-Sandalen entschieden hat, zieht er einen Kamm durch seine kurzen Locken und verzerrt dabei vor Schmerz sein Gesicht. Schnell fischt der 16-Jährige zwei weiße Tramadol-Tabletten aus seiner Hosentasche und steckt sie sich in den Mund. „Wenn ich das nehme, kann ich alles schaffen“, sagt er. „Nichts scheint unmöglich.“ Dann verlässt Ayao, der eigentlich anders heißt, das einfache Haus seiner Eltern, das am Stadtrand von Lomé, Togos Hauptstadt, liegt, um zur Arbeit zu gehen. Mit einer Motorradrikscha liefert er Trinkwasser an Geschäfte aus.

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ETU Bong

Von Ebola lernen
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 5. April 2020

Ein Rückblick nach Liberia, als dort noch Ebola grassierte, zeigt, wie entscheidend der Zusammenhalt in einer Gesellschaft ist, will man Epidemien bekämpfen.
Wir trafen Stanley Juah am 24. November 2014, dem Tag, an dem er als Ebola-Überlebender aus einem Behandlungszentrum im Bezirk Bong in Liberia entlassen wurde. Er saß auf einem Plastikstuhl vor der Absperrung, die Gesunde von Kranken trennte. Er boxte in die Luft, reckte die Fäuste seinem unsichtbaren Feind entgegen: Er hatte das tödliche Virus besiegt. Doch nun musste Stanley sich seiner Vergangenheit stellen; ein Mann, von dem selbst sein bester Freund sagte, er sei stets ein Sturkopf gewesen, der sich nicht um die Meinung anderer scherte. Dann kam das Virus und Stanley glaubte, dass er Ebola genauso austricksen könnte wie die Menschen in seinem Dorf. Wenn sich alle an die Regeln hielten, würde er trotzdem seinen eigenen Weg gehen. Warum sollte das bei Ebola anders sein? Ausgezehrt von der Krankheit streifte Stanleys Blick über das Behandlungszentrum. „Ich kann nicht zurück nach Taylor Town“, stammelte er, „die Leute werden mich umbringen, weil sie mich für die ganzen Toten verantwortlich machen.“
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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Ohne Schlangen droht die Rattenplage. Wer aber im afrikanischen Königreich Eswatini, ehemals Swasiland, gebissen wird, muss um sein Leben bangen. Eine Frau will das nicht hinnehmen – und kämpft mit Haken und Zange.  

Thea Litschka-Koen beugt sich über das Krankenhausbett und greift nach der geschwollenen Hand von Qiniso. Während sie die riesige Blase auf dem Handrücken begutachtet, erzählt der 36-jährige Patient: „Ein stechender Schmerz hat mich aufgeweckt, ich habe meine Hand geschüttelt und gespürt, wie etwas zu Boden fiel.“ Qiniso sah Blut zwischen Zeige- und Mittelfinger und vermutete einen Schlangenbiss. Sein Bruder brachte ihn in ein Krankenhaus in Manzini, einer Stadt im kleinen Königreich Eswatini, das zwischen Südafrika und Moçambique liegt und bis April 2018 Swasiland hieß. Zu Hause bei Qiniso fand man tatsächlich eine Moçambique-Speikobra in der Schublade einer Arbeitsbank, es ist eine der giftigsten Schlangen im südlichen Afrika.

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The Lancet/World Report, January 2020

Treatment and prevention of snakebite have long been neglected. One woman’s initiative in eSwatini is making changes. Laura Salm-Reifferscheidt reports from Simunye, eSwatini.

To read the full report log in here: The Lancet

Bergpanorama in Tuschetien

Terra Mater Magazin

Pferde brachten das Internet nach Tuschetien, in die hinterste Ecke des georgischen Kaukasus. Dort füllt es die Betten der Herbergen, rettet Leben und vertreibt speziell im Winter die Einsamkeit aus den Herzen der Menschen.

With photos by Nyani Quarmyne/Panos Pictures.

Mehr über den Artikel und Terra Mater ist hier zu finden.

Going out at night in Lome

Mosaic Science

Weakly regulated painkillers are causing untold damage in West Africa, but stricter controls could have dire consequences for patients. Laura Salm-Reifferscheidt unpicks an opioid crisis even more complex than America’s.

Ayao* is a tall and well-built 15-year-old, and like many his age, he is very particular about his appearance. He wears a white T-shirt with a colourful design on the front, white trousers and Kappa slip-on sandals. He likes to put a lot of effort into grooming his stylishly cut hair. When I meet him at his family’s simple one-storey brick house in Lomé, Togo’s capital, he stands in his room looking into a tiny mirror, wincing as the comb gets stuck.

Ayao works for a company that sells drinking water. He gets up at five to load transport tricycles with heavy bags of water sachets, and then delivers them to shops in the local area. Before starting this morning, he took two white tramadol pills, each with a stated dose of 225 mg.

With photos by Nyani Quarmyne/Panos Pictures.

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The story was also published by The IndependentScroll India,  Courrier International, Mail and Guardian, Bhekisisa and in parts by El País.





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